Charlotte, 14, aus Braunschweig über Diakonisches Lernen am Kirchentag in Nürnberg: „Ich bin nicht getauft. Ich interessiere mich aber für Religion. Das Haus für einen obdachlosen Menschen zu bauen, war die Chance mehr zu erfahren."

Fotos: Martin Dorner; Lorena Feige

Charlotte war eine von 16 Schülerinnen und Schülern der Integrierten Gesamtschule Franzsches Feld aus Braunschweig, die mit ihren Lehrkräften Lorena Feige und Christian Schwarz auf dem Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg eine Wohnbox für Obdachlose bauten. Gemeinsam mit Kirchentagsbesuchern, Sven Lüdecke und seiner Partnerin von Little Homes e.V., zwei ehemaligen Obdachlosen und zwei Handwerkerinnen auf der Walz, wurde das “LITTLE HOME“ in der Rekordzeit von nur drei Tagen fertiggestellt. Zuvor segneten der Braunschweiger Landesbischof, Dr. Christoph Meyns und der Direktor des Religiongspädagogischen Zentrums Heilsbronn, Dr. Jürgen Belz, die Mitwirkenden und zukünftigen Bewohner. Das 267. “LITTLE HOME“ wird zukünftig an einem sicheren Ort in Hannover stehen.

Charlotte, die Braunschweiger Schülerin, verbindet mit dem Kirchentag viele glückliche Momente. Sie nennt das „Lichterfest“ und den „Abendsegen“ an den Kirchentagsabenden auf dem Hauptmarkt, die „Konzerte“, das „Feierabendmahl von Jugendlichen für Jugendliche“ in St. Jobst und natürlich den Hausbau: „Als das Haus für den obdachlosen Menschen, das wir gemeinsam gebaut haben, fertig war, war ich glücklich. Es ging schnell. Alle wollten, dass es fertig wird. Alle hatten Lust, das zu erleben.“

Diakon Heiko Grüter-Tappe vom Arbeitsbereich Religions- und Medienpädagogik in der Ev.-Luth. Landeskirche Braunschweig und Dr. Martin Dorner aus dem RPZ Heilsbronn der Ev.-Luth. Kirche Bayerns und dem Diakonischen Werk Bayern werteten die Präsenz des bayrisch-braunschweigischen Netzwerks Diakonisches Lernen auf dem Kirchentag positiv. Zur Baustelle im ZENTRUM JUGEND gesellte sich das Soziale Radhaus aus Hersbruck mit Melanie Ketterer und Björn Bracher. Ein Angebot für Jugendliche durch die Reparatur von Fahrrädern für Menschen in Armut, die soziale Arbeit der Evangelischen Kirche und der Diakonie zu erleben.

Die Netzwerkgruppen aus Bayern und Braunschweig wollten am Kirchentag aber nicht ausschließlich zum Mitmachen anregen, sondern auch inhaltlich arbeiten und den Netzwerkgedanken verbreitern. Sie freuten sich, dass der Workshop „Diakonisches Lernen schafft Netzwerke“ im ZENTRUM GENERATIONENGERECHTIGKEIT an der Evangelischen Hochschule mit 80 Teilnehmenden und Mitwirkenden vollkommen ausgebucht war. Bewohner und Bewohnerinnen aus dem Johann-Hinrich-Wichern Haus der Diakonie Regensburg und Schülerinnen des von-Müller-Gymnasiums Regensburg rund um Günther Helfrich und die Lehrkraft Nathalie Scheuerer standen z.B. an ihrer „Gesprächsinsel“ Rede und Antwort, ob „Begegnungen zwischen den Generationen tatsächlich gelingen.“ Prof. Dr. Michael Fricke überraschte die Teilnehmenden mit der Frage, was „für sie eine religiöse Erfahrung ist.“ Hier wurde deutlich, wie Diakonisches Lernen mit „Religion“ oder auch dem „Religionsunterricht“ zusammenhängen kann. Diakon Heiko Grüter-Tappe und Denise Kapp von diakoneo diskutierten, ob „Multiprofessionalität und Netzwerkarbeit durch Diakonisches Lernen möglich sind.“ Und bei Bianka Witte und zwei Jugendlesepatinnen aus Forchheim drehte sich alles um „Herzensbildung“ und das „Erlernen von Verantwortung.“ Die Moderation des Workshops lag in den Händen der Pädagogik- und Diakonikstudentin Helen Kühn. Auch dieses Bild prägte sich den Teilnehmenden des Workshops somit ein: Diakonisches Lernen ist ein generationsübergreifendes und multiprofessionelles Gesamtprojekt.

„Jetzt ist die Zeit“, so lautete das Motto des Kirchentags 2023 in Nürnberg. Und deswegen ist „jetzt“ die Zeit, denen besonders zu danken, die die Präsenz des Diakonischen Lernens auf dem Kirchentag ermöglicht und gefördert haben: Marion Barth und Elke Rösel-Koß haben logistische Höchstleistung erbracht. Das RPZ, die Evang.-Luth. Kirche in Bayern, die Evang.-Luth. Kirche in Braunschweig und das Diakonische Werk Bayern haben die Präsenz der mitwirkenden Schüler und Schülerinnen, der Bewohner aus dem Johann-Hinrich-Wichern Haus und deren Begleitpersonen und das Team aus dem Sozialen Radhaus Hersbruck finanziell gefördert. Herzlichen Dank dafür!

 

26.06.2023                      Dr. Martin Dorner 

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