von Emma Bauerle: Im Rahmen unseres P-Seminars hatten wir dieses Jahr die besondere Gelegenheit, am Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover teilzunehmen. Für uns alle war es nicht nur eine Reise, sondern eine Woche voller neuer Eindrücke, Begegnungen und Erfahrungen, die uns als Gruppe zusammengeschweißt und uns auch persönlich sehr bereichert hat.
Am Mittwoch reisten wir gemeinsam mit einer anderen Gruppe aus Augsburg mit dem Bus nach Hannover. Nach unserer Ankunft erkundeten wir die Innenstadt und bezogen unsere Unterkunft in einer inklusiven Grundschule, wo wir gemeinsam mit vielen anderen Menschen mit und ohne Behinderung untergebracht waren.
Wir und 150.000 andere Menschen genossen den „Abend der Begegnung“ in der Innenstadt und den „Segen zur Nacht“ unter freiem Himmel, mit einem beeindruckenden Kerzenmeer, das eine ganz besondere Atmosphäre schuf. Das Merkmal des Kirchentags ist die enge Verbindung zwischen Glauben, Gesellschaft und Politik. Neben zahlreichen Gottesdiensten und spirituellen Angeboten gibt es auch politische Diskussionen und Begegnungen mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. So waren unter anderem Angela Merkel, Bundeskanzler Olaf Scholz und Innenministerin Nancy Faeser auf dem Kirchentag vertreten – ein starkes Zeichen dafür, dass Kirche auch Raum für gesellschaftliche Fragen und Dialoge bietet.
Der nächste Tag startete mit unserem ersten Einsatz auf dem Messegelände des Kirchentags. Dort beteiligten wir uns an dem Projekt „Little Home“. Ziel war es, ein kleines, mobiles Haus für einen obdachlosen Menschen zu bauen. Besonders schön war für uns, dass der Mann, Martin, für den das Haus gedacht ist, selbst aktiv beim Bau mitgeholfen hat. Es wurde gesägt, gebohrt, gestrichen und gelacht – eine besondere Mischung aus handwerklicher Arbeit und echter Gemeinschaft. Außerdem bemalten wir Keramik als Teil einer kreativen Mitmachaktion des „Wichernhauses“ in Regensburg. Die Schalen und Medaillen, die bemalt wurden, hatten die Bewohner im Voraus getöpfert. In den Pausen erkundeten wir das weitläufige Kirchentagsgelände mit seinen unzähligen Angeboten – von Workshops über Mitmachaktionen und Musik.
Am Abend besuchten wir das „Gute-Nacht-Café“ in einer Kirche, wo wir in gemütlicher Atmosphäre bei Jazzmusik, Getränken und kleinen Snacks den Tag ausklingen ließen und mit anderen Gruppen ins Gespräch kamen.
Freitag ging die Arbeit an unserem kleinen Haus weiter, allerdings mussten wir wegen einer Unwetterwarnung am Nachmittag abbrechen. Trotzdem war der Tag nicht weniger besonders: Am Abend nahmen wir an einem stimmungsvollen Abendmahlsgottesdienst in der Kirche des Stephansstiftes im Philosophenviertel teil. Es war ein sehr fröhlicher und gemeinschaftlicher Gottesdienst, bei dem wir zum Abschluss liebevoll gepackte Tüten für ein gemeinsames Picknick erhielten. Dieser Moment war zugleich ein Abschied von unseren Freundinnen und Freunden aus dem „Wichernhaus“ Regensburg, die bereits am Samstagmorgen abreisten.
Am Samstag stand das Fertigstellen des Hauses im Mittelpunkt. Wir waren stolz, zu sehen, was wir gemeinsam erreicht hatten. Danach begannen wir langsam mit dem Aufräumen und Packen – auch mit dem Wissen, dass dieses besondere Erlebnis bald zu Ende gehen würde. Sonntagvormittag nahmen wir noch am großen Abschlussgottesdienst teil, bei dem tausende Menschen zusammenkamen, um gemeinsam zu feiern, zu singen und den Kirchentag ausklingen zu lassen.
Für uns als P-Seminar und unsere Begleiter Pfarrer Dr. Martin Dorner und StRin Magdalena Kligers war die Teilnahme am Kirchentag ein außergewöhnliches Projekt, das uns nicht nur als Gruppe gestärkt, sondern auch persönlich inspiriert hat. Wir haben neue Freundschaften geschlossen und wir haben erlebt, wie Glaube, Engagement und Gemeinschaft auf ganz vielfältige Weise gelebt werden können – und wie wichtig es ist, sich für Andere einzusetzen und offen auf Menschen zuzugehen.
Emma Bauerle 08/05/25