Klanggarten im Hermann-Bezzel-Haus der Rummelsberger Diakonie eingeweiht: Schülerinnen der Adam-Kraft-Realschule Nürnberg bauten Musikinstrumente aus recycelten Materialien

Schülerinnen der Adam-Kraft Realschule Nürnberg bei der Einweihung des neuen Klanggartens im Hermann-Bezzel-Haus der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg (Foto: Rummelsberger Diakonie, Presse).

Der Rosengarten der Nürnberger Pflegeeinrichtung ist noch abwechslungsreicher geworden. In einem Holzrahmen hängen nun farbige Klangelemente, mit denen die Bewohner der Pflegeeinrichtung musizieren können. Das Instrument haben drei Schülerinnen der Adam-Kraft-Realschule im Wahlfach Designwerkstatt aus recyceltem Material gebaut. Finanziert wurde die Arbeit mit 500 Euro Preisgeld, das die Pflegeeinrichtung vom Diakonischen Werk Bayern erhalten hat. Die Initiative Diakonisches Lernen hatte 2015 einen Wettbewerb für die Metropolregion Nürnberg ausgeschrieben, um Kooperationen zwischen diakonischen Lernorten und Schulen zu fördern. „Wir haben mit der Adam-Kraft-Realschule das Projekt Klangarten entworfen und uns beworben“, erzählt Diakon Hans Müller, Einrichtungsleiter des Hermann-Bezzel-Hauses.

 

Zur Freude von Ina Wokatsch (16), Melissa Guerra Sanchez (15) und Jessica Doms (15). Den Schülerinnen der Nürnberger Realschule hat nicht nur die Arbeit am Klangelement großen Spaß gemacht hat. Sie haben sich schon bei der Planung in die Bedürfnisse und teilweise auch körperlichen Einschränkungen alter Menschen hineingedacht. So besteht der 2 Meter hohe und 1,20 Meter breite Rahmen aus Douglasienholz aus drei verschiedenen Klangelementen auf zwei Ebenen. Links unten haben die Mädchen eine Tonleiter mit Kuhglocken montiert. Auf den acht Glöckchen haben sie die Töne mit wasserfestem Stift notiert, als Hilfe beim Musizieren. Auf der rechten Seite sind Klangstäbe aus recycelten Werkstoffen aufgereiht. Und auch der Seilzug der grünen Eimerglocke, die oben am Rahmen hängt, reicht ganz bewusst bis auf den Boden. „Die Kuhglocken und die Klangstäbe haben wir so tief gesetzt, damit man auch sitzend darauf spielen kann“, erzählt Melissa. Und Ina ergänzt: „Die verschiedenen Angebote und Töne sollen die Bewohner zum Ausprobieren animieren.“

Das Konzept geht auf: Bewohnerin Maria Müller treibt die Neugier in den Klanggarten. Die 87-Jährige wohnt seit neun Monaten im Hermann-Bezzel-Haus und greift zielstrebig nach den Kuhglocken. Sie versucht eine einfache Melodie zu läuten. Nach ein bisschen Probieren schafft sie „Hänschen klein“. Sie betrachtet die Arbeit der Schülerinnen und lobt: „Das Element ist wirklich sehr schön geworden.“

Schön und nachhaltig: „Wir haben alles upcycelt“, erzählt Jessica. Die Mädchen haben aus altem Material Neues geschaffen. So stammt der gelbe Eimer, aus dem die große Glocke entstanden ist, aus Inas Keller und die bunten Kugeln für die Windspiele aus den Beständen von Melissa und Jessica. Die Perlen haben sie eingeschmolzen und zu farbigen Flächen gegossen. Lehrerin Felicitas Prebeck ist stolz auf das Geschick ihrer Schülerinnen. Eine Note erhalten sie im Wahlfach nicht. „Das ist wirklich ihr Werk ohne Notendruck und Stress“, freut sich Prebeck.

Maria Müller ist gebürtige und überzeugte Nürnbergerin. Sie hat viele Freunde im Stadtteil und hält Lesungen in fränkischer Mundart. Doch unter den 93 Bewohnerinnen und Bewohnern des Hermann-Bezzel-Hauses sind auch Menschen, die an Demenz leiden und ihr Leben langsam vergessen. Das Konzept ist, dass sich die Senioren durch Sinneseindrücke wieder erinnern und sogar aktiv werden. Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten: „Bunte Blumen, frische Kräuter, die Kneippanlage und nun auch Musik. Jetzt haben wir für alle fünf Sinne ein Angebot in unserem Garten“ sagt Sonja Feiler, Leiterin des gerontopsychiatrischen Fachdienstes im Hermann-Bezzel-Haus.

Und so war es auch das Komplettprogramm, für das das Diakonische Werk die Auszeichnung verlieh: „Hier steht beim Gesamtkonzept immer der Mensch im Mittelpunkt“, lobt Joachim Wenzel, persönlicher Referent des Präsidenten des Diakonischen Werkes Bayern und zuständig für die Bezirksstellenarbeit des Diakonischen Werkes Bayern bei der Einweihung des neuen Klanggartens.

Heike Reinhold, Rummelsberger Diakonie, 08.08.2016

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