Diakonisches Lernen am Beispiel der Konfirmationsarbeit in Uffenheim: Kleine Gruppen von Konfirmanden im Advent zu Gast bei älteren Gemeindegliedern

In einem Gedicht von Rudolf Otto Wiemer müssen „Engel nicht Männer mit Flügeln sein.“ Engel sind für Wiemer zum Beispiel diejenigen, die „hören, wenn einer ruft in der Nacht.“ Engel verbergen sich hinter ganz normalen, zupackenden und zuhörenden Menschen. In diesem Sinne sind auch die Konfirmanden und Konfirmandinnen aus Uffenheim mit ihren Besuchen bei Senioren und Seniorinnen der Kirchengemeinde Engel.

Alle Konfirmanden besuchen in Kleingruppen zu Beginn der Adventszeit jeweils zwei unterschiedliche Senioren oder ältere Ehepaare in deren Häusern, Wohnungen oder auch im Betreuten Wohnen.

Die Konfis werden in den Wohnzimmern oft mit Plätzchen und Getränken bewirtet. Aber auch die Jugendlichen kommen nicht mit leeren Händen. Einige von ihnen haben zuvor mit Ehrenamtlichen Engel gebastelt. Diese Engelsfiguren schenken sie ihren Gastgebern oder Gastgeberinnen zusammen mit einem Segensgebet, das sie abwechselnd mit ihren Betreuern oder mit einem erwachsenen Begleiter für ihre Gastgeber laut beten. In der Konfirmationsstunde am 11.12.2013 reflektiert Pfarrerin Anita Sonnenberg gemeinsam mit Martin Dorner das Erlebte. Von den 19 Konfis sagen gleich mehrere, dass es sie überrascht hat, dass „die alten Leute so offen waren und so viel von sich erzählt haben.“

Wie aber findet Pfarrerin Anita Sonnenberg eigentlich 70, 80 oder auch fast 90-jährige Männer und Frauen, die ihre Wohnungstür aufmachen und 13-14 jährige Jungen und Mädchen mitten in der finsteren Jahreszeit zu sich hereinlassen? Ihre Methode: Sie fordert jedes Jahr aufs Neue die Besucher des Seniorenkreises auf, sich auf die Begegnung mit den Konfirmanden einzulassen. Einige von ihnen sind dazu bereit. Auch bei Geburtstagsbesuchen erkundigt sie sich, ob man evtl. Interesse hat, Konfirmanden zu empfangen. Und im Kreis der Kollegen erhält die Pfarrerin natürlich auch den ein oder anderen heißen Tipp. Inzwischen gibt es schon einen festen Stamm von Senioren, die auf die Konfis warten. Anita Sonnenberg verfolgt mit dieser diakonischen Aktion mehrere Ziele. Sie möchte, dass sich die unterschiedlichen Generationen begegnen und es zu einem Erfahrungsaustausch kommt. Sie hofft, dass die Senioren den 13-14 jährigen Konfirmanden erzählen, wie sie schwierige Situationen in ihrem Leben aushalten konnten und welche Rolle dabei evtl. ihr Glaube gespielt hat. Das Geschenk der Konfis, das diese zu den Besuchen mitbringen, ist übrigens jedes Jahr ein neues.

Der Mehrheit der Konfis gefällt diese Erfahrung. Eine Umfrage ergab, dass acht Konfis die Begegnungen als sehr schön einstuften, elf fanden die Erfahrung zumindest teilweise gut und nur ein Konfirmand oder eine Konfirmandin beurteilte die Begegnung insgesamt als langweilig. Allerdings machten die Konfis bei einer Feedbackrunde auch Verbesserungsvorschläge. Manchen von ihnen wurde die Zeit bei den Besuchen etwas lang. Sie schlagen der Pfarrerin und ihrem Team vor, bei den Begegnungen im nächsten Jahr nicht nur auf das Erzählen zu setzen. Ihnen hätte es Spaß gemacht, mit den Senioren etwas Aktives zu machen. Gleich mehrere Konfis schlagen hier zum Beispiel einfache Brettspiele oder ein Kartenspiel wie Mau-Mau vor. Auf das gemeinsame Plätzchenessen sollte allerdings laut Meinung der Konfis auf keinen Fall verzichtet werden.

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