Deniza Ferati über Eindrücke ihrer Mitschülerinnen aus dem Maria-Ward-Gymnasium Günzburg in der Vesperkirche Schweinfurt: „Alle sind Gäste und alle werden gleich behandelt!“

Deniza, Schülerin der 9. Klasse am Günzburger Maria-Ward-Gymnasium, schildert, wie ihre Klasse im Evangelischen Religionsunterricht diakonisches Lernen in der Vesperkirche vorbereitet, erlebt und reflektiert hat: „In einer Unterrichtsstunde vor dem diakonischen Aktionstag verschafften uns Mona und Alina mit ihrem Referat über Vesperkirchen einen ersten Einblick über das, was uns in Schweinfurt erwarten würde. Die Vesperkirche Schweinfurt bietet drei Wochen lang täglich ein warmes Mittagessen für Menschen aller Gesell-schaftsschichten im Kirchenraum an, feiert tägliche Andachten, bietet Gratiskonzerte und sozialpolitische Diskussionen. Das Essen kostet 1,50 Euro, damit jeder kommen kann, man kann aber auch mehr bezahlen. Täglich arbeiten dort etwa 40 Ehrenamtliche und es kommen etwa 300-400 Gäste täglich.

 

Am 31. Januar 2019 machten wir uns mit Frau Schweizer (Musiklehrkraft) und Pfarrer Dr. Dorner auf den Weg nach Schweinfurt in die St. Johanniskirche und verbrachten eine Nacht in der Jugendherberge. Am nächsten Morgen begrüßten uns und alle anderen Ehrenamtlichen Diakon Holzheid und Pfarrer Grell in der St. Johanniskirche. Nach dem Segen erklärte uns eine von den Ehrenamtlichen, was wir zu tun haben. Daraufhin teilte sie uns in Zweiergruppen mit jeweils einer Schülerin und einer Ehrenamtlichen ein. Jede Gruppe musste mindestens einen Essenstisch bedienen. Als es dann soweit war, kamen schon die ersten Gäste. Jede von uns war die ganze Zeit beschäftigt, da viele Gäste kamen. Zwischendurch durfte jede, wann sie wollte, eine kurze Pause machen und mit den Gästen zusammen essen. Zu Gast war auch der Landrat Florian Töppner, der ebenfalls mit den Gästen zusammen an einem Tisch saß. Wer wollte konnte auch Fotos mit Gästen machen, die dann sofort ausgedruckt und in der Vesperkirche aufgehängt wurden. Als die Vesperkirche gegen 14:00 Uhr geschlossen wurde, versammelten sich alle Ehrenamtlichen noch einmal und besprachen den Tag. Jeder von uns bekam als Dankeschön eine Praline der Vesperkirche.

Nach der Verabschiedung fuhren wir wieder mit dem Zug nach Hause. Die Meisten von uns hatten sich am Ende des Tages Gedanken über diesen diakonischen Aktionstag und die Begegnungen mit den vielen Gästen gemacht und diese aufgeschrieben. Maren zum Beispiel meinte: „Ich hatte ein sehr gutes Gefühl, zum einen, weil es mir Spaß gemacht hat und zum anderen finde ich es sehr gut, wenn man Initiativen dieser Art unterstützt.“ Emilia erzählte, dass sie sich gefreut hat, bei etwas Ehrenamtlichen teilgenommen zu haben und die Menschen glücklich gemacht zu haben. „Wir haben den Gästen eventuell den Tag verschönert“, so dachte Alina.

Über Vesperkirchen wird aber auch gestritten und mit der Kritik an Vesperkirchen haben wir uns in der darauffolgenden Unterrichtsstunde auseinandergesetzt. Ein Kritikpunkt ist, dass die Vesperkirchen nicht nur von Armen, sondern auch von Menschen, die genügend Geld haben, besucht werden. Dazu sagt Carla: „ Das stimmt schon, aber ich sehe das nicht als Kritikpunkt an [….] für mich ist die Vesperkirche nicht nur ein Haus für Bedürftige, sondern vielleicht auch ein Treffpunkt, wo neue Freundschaften geschlossen werden können. Außerdem können alle Leute mehr als 1,50 Euro zahlen, so viel wie sie wollen. Außerdem unterscheidet man in der Vesperkirche nicht zwischen Reich und Arm, sondern alle sind dort Gäste und werden gleich behandelt.“ Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Vesperkirchen „die Armen“ ausnutzen, um Pluspunkte in der Gesellschaft zu sammeln. Dazu meint Laura: „Ich bin überhaupt nicht mit dieser Meinung einverstanden! Die Gastgeber wollen den Menschen eine Freude machen und ihnen helfen. Ich glaube kaum, dass sie das alles nur machen, um in der Gesellschaft besser dazustehen. Außerdem haben sie nicht nur geholfen, sie haben sich auch mit den Menschen unterhalten. Der Gründer der Vesperkirchen, Pfarrer Martin Friz, hat die Vesperkirche ja auch aus dem Grund erfunden, um den Menschen zu helfen. Ich würde auch nicht sagen, dass man Pluspunkte in der Gesellschaft durch dieses Projekt bekommt. Mir kam es so vor, dass die Ehrenamtlichen und die Organisatoren das aus Überzeugung machen und nicht wegen des gesellschaftlichen Ansehens.“

Alle Infos zu diesem diakonischen Lernort.

Deniza Ferati, 19.02.19

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