Das Symposium „Compassion – Diakonisches Lernen – Service Learning“ an der Universität Regensburg brachte vom 14.-15. Juli 2016 zum ersten Mal drei bedeutende Lernkonzepte zur sozialen Bildung von Schülerinnen und Schülern zusammen.

Prof. Dr. Michael Fricke (Institut für Evangelische Theologie an der Universität Regensburg), Prof. Dr. Lothar Kuld (Kath. Theologie/Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten) und Prof. Dr. Anne Sliwka (Institut für Bildungswissenschaften der Universität Heidelberg). Foto: Peter Tezzele.

Prof. Dr. Anne Sliwka lehrt am Institut für Bildungswissenschaften der Universität Heidelberg und in ihrer Response am Ende des Symposiums äußerte sie, dass eine derartige wissenschaftliche Veranstaltung „längst überfällig war.“ Das, was die drei sozialen Lernkonzepte miteinander verbindet, so Sliwka, sei das „Lernen an außerschulischen Orten“ und „das Ausschöpfen von Lernpotentialen durch Reflexivität.“ Zu dem von der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth und der Diakonie Bayern geförderten Symposium hatte Prof. Dr. Michael Fricke in Kooperation mit Prof. Dr. Lothar Kuld eingeladen. Fricke lehrt am Institut für Evangelische Theologie an der Universität Regensburg und wirkt konzeptionell an der bayernweiten Initiative Diakonisches Lernen mit. Prof. Dr. Lothar Kuld hingegen unterrichtete Katholische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Er ist seit vielen Jahren einer der wissenschaftlichen Begleiter der vor allem in katholischen Schulen weit verbreiteten Compassion-Projekte.

Die erste Einheit der Tagung stellte die jeweiligen Konzeptionen und die damit verbundenen Praxiserfahrungen aus verschiedenen Blickwinkeln in den Vordergrund. Direktor D. Scherer und StR D. Mark führten in Konzept und Praxis von „Compassion“ ein, Projektleiter Pfr. M. Dorner erläuterte die „Initiative Diakonisches Lernen in Bayern“ und Projektleiterin F. Nagy stand für das Konzept und Praxis von „ServiceLearning – Lernen durch Engagement“ Rede und Antwort. Vertiefend äußerte sich StD R. Deinzer aus der Warte von Schulleitungen auf die Brückenfunktion von außerschulischen Lernorten und deren Chance für die soziale Bildung von Schülern und Geschäftsführerin G. Bartsch und Dipl.-Soz.Päd. T. Zöllner stellten den baden-württembergischen Ansatz der Agentur „mehrwert“ zur Einführung von Sozialcurricula an Schulen zur Diskussion.

Der zweite Teil der Tagung gehörte dann den fachwissenschaftlichen Vorträgen, an die sich jeweils lebhafte Diskussionen anschlossen. Prof. Dr. Sliwkas Vortrag widmete sich der Fragestellung: Jugend – Engagement – Schule: ein Mehrgewinnerspiel? Prof. Dr. Kuld bezog in seine Fragestellung „Was bewirkt Compassion?“ Umfrageergebnisse aus quantitativen Forschungen ein. Prof. Dr. Fricke stellte qualitative Forschungsergebnisse im Zusammenhang der Auswertung eines P-Seminars mit einer diakonischen Schwerpunktsetzung vor.

Bei dem ersten Aufeinandertreffen der drei Konzeptionen lässt sich folgendes Zwischenfazit ziehen: Auch wenn alle Konzeptionen auf erfahrungsorientiertes Lernen plus Reflexion setzen, so ist doch die Verortung von Diakonischem Lernens und von Compassion im biblisch-christlichen Menschenbild maßgeblich, während Service Learning seinen Bezugsrahmen in der us-amerikanischen bzw. angelsächsischen „civic-education“ hat. Während „Service Learning“  und „Compassion“ stark vom Projektgedanken geprägt sind und Compassionprojekte z. B. 14 Tage in Anspruch nehmen, ist Diakonisches Lernen auch bereits im Rahmen einer halbtägigen oder ganztägigen Aktion möglich. Diakonisches Lernen baut dabei stärker auf die Lehrplanbezüge und das Zusammenspiel von vorbereitendem Klassenzimmerunterricht, den Begegnungen am diakonischen Lernort und die anschließende inhaltliche Weiterarbeit. Alle Vertreter der drei Konzepte waren sich am Ende einig, dass z. B. eine gemeinsame Weiterarbeit an Reflexionsmethoden sinnvoll wäre. Prof. Dr. Sliwka plädiert dafür, in möglichst vielen Schulen ein Sozialcurriculum zu erarbeiten und zu etablieren, das sich „wie ein roter Faden“ durch die schulische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen hindurchzieht und griff damit die Arbeitsweise der Agentur „mehrwert“ auf.

Geplant ist eine Veröffentlichung der Beiträge des Symposiums in Buchform.

Martin Dorner, 25.07.2016

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