Das aktuelle Praxisheft "Du bist ein Gott, der mich sieht" - Sozial-diakonisches Handeln in Religion und Ethik (1/23) des RPI Frankfurt vergleicht u.a. Compassion – Service-Learning und Diakonisches Lernen miteinander. Am 20.02.2024 trafen sich jetzt dazu hessische Lehrkräfte, die entweder Ethik, Evangelische Religion oder auch beide Fächer unterrichten, zu einer ganztägigen Fortbildung, um über Begegnungen von Schülerinnen und Schülern an Orten des Helfens, aber auch um über eine Verpflichtung zum Helfen, den Wert des Helfens und mögliche Grenzen des Helfens zu reflektieren.
Dr. Ulrich Vogel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Marburg, stellte dazu Begründungsmodelle zum „Helfen in der Philosophie“, bzw. zum „Helfen durch Philosophie“ bei Kant, Schopenhauer und Singer zur Diskussion. "Auch wenn", so Vogel, "das Helfen in der Philosophie nicht an erster Stelle kommt", bietet z.B. Kants Tugendlehre wichtige Anhaltspunkte. Helfen ist laut Kant eine Konsequenz der "Freiheit des Ich" und zeigt sich z.B. im "Wohlwollen" gegenüber anderen Menschen, in "Mäßigung" und der Erfüllung von "Liebespflichten". Schopenhauer wiederum erkennt im Menschen ein natürlich vorhandenes "Mitleid" oder ein "Hilfegebot", das schon im römischen Recht verankert gewesen sei. Schopenhauer fordert zur Perspektivübernhame auf, denn so stelle sich Empathie (es geht auch um die "Angst vor der Todesmarter eines einzigen Menschen") ein. Anders argumentiert Singer, denn bei ihm hilft der Mensch "aus Nutzen", um "Leid zu vermeiden". Es gelte im Konfliktfall unparteiisch abzuwägen und die "Pflicht zur Wohltätigkeit" auch gegen Tabus zu verfolgen.
Dr. Martin Dorner (RPZ Heilsbronn, Netzwerk Diakonisches Lernen Bayern) ging von der jeweiligen Biografie der Lehrkraft und der Situation an der Schule aus, um dann christliche Ansätze des Helfens durch Begegnung aus dem Neuen Testament (inklusive Mahlzeiten Jesu, Begegnung mit Gott durch Nächstenliebe) und bei dem Theologen Dietrich Bonhoeffer zu erläutern. Eine angeregtes „Pro“ und „Contra“ zu den Voraussetzungsbedingungen sozial-diakonischer Begegnungen an der Schule, bzw. zu Fragen der Nachhaltigkeit auch einmaliger Begegnungen zwischen Kindern, Jugendlichen und Schülern an Orten des Helfens schloss sich an.
Die Leitung der Tagung lag in den Händen von Sandra Abel (RPI von EKKW und EKHN, Frankfurt) und Dr. Jochen Walldorf (RPI von EKKW und EKHN, Regionalstelle Gießen).
Zum kostenfreien Herunterladen des Heftes "Du bist ein Gott, der mich sieht" Sozial-diakonisches Handeln in Religion und Ethik:
07/03/2024 Dr. Martin Dorner