18 Religionslehrkräfte entwickeln bei einer Fortbildung im Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn diakonische Aktionstage und diakonische Projekte

Religionslehrkräfte aus Grund-, Mittel-, Real-, Wirtschafts- und Förderschulen entwickeln beim "Workshop Methodenbausteine für den Religionsunterricht" im RPZ Heilsbronn diakonische Aktionstage und Projekte für den eigenen Schulstandort

Sabine Schwab, Referentin für Real- und Wirtschaftsschulen am Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn und Projektleiter Martin Dorner aus dem Diakonischen Werk Bayern führten die Teilnehmer der Fortbildung am 29.04.2013 in das Konzept des Diakonischen Lernens ein.

Nachdem sich die Lehrkräfte ihre ganz persönlichen Zugänge zur Welt der Diakonie und des sozialen Lernens erzählten, ging es in der Nachmittagseinheit an die Planung von diakonischen Aktionstagen oder Projektwochen. Es sollten Projekte sein, die sich am jeweiligen Schulstandort z.B. durch die Kooperation mit einem der über 110 diakonischen Lernorte von <link http: www.diakonisches-lernen.de>www.diakonisches-lernen.de unkompliziert in die Tat umsetzen lassen.

Eine Gruppe von Lehrkräften plante dabei einen diakonischen Aktionstag für Realschüler der 6. Klasse. Es soll zu einer Begegnung mit Gästen und Gastgebern des „Laufer Sonntagsfrühstück“ kommen. Die Zielsetzung lautet: „Die Schüler sollen für das Thema ´Armut in der eigenen Stadt´ sensibilisiert werden.“ Welche Bedeutung hat z.B. ein kostenloses Frühstück am Sonntag für von Armut betroffene Menschen? Warum engagieren sich Menschen im kirchlichen Ehrenamt als Gastgeber des „Laufer Sonntagsfrühstücks“ für Menschen, die von Hartz-IV leben oder nur eine kleine Rente haben? Wieso hat Jesus so häufig die Gemeinschaft mit ganz unterschiedlichen Menschen beim Essen gesucht? Was war sein Ziel? Was wollte er zeigen? Wie zeigte sich Armut damals? Wie zeigt sie sich in Lauf a.d. Pegnitz im Jahr 2013?

Durch Rollenspiele wollen die Lehrkräfte ihre Schüler auf ihre Tätigkeit im Service oder als Gesprächspartner beim „Laufer Sonntagsfrühstück“ der Evang.-Luth. Kirche Lauf vorbereiten. Der diakonische Aktionstag der Schüler beim Sonntagsfrühstück ist nicht der einzige Baustein der Unterrichtseinheit „Diakonie“, der auf Begegnung und Erlebnisse setzt. Vor dem Aktionstag besuchen Lehrer und Schüler die „Tafel“ in Lauf. Welche Menschen brauchen die „Tafel“? Wer engagiert sich bei der „Tafel“? Gemeinsam wird dann mit den Schülern der diakonische Aktionstag beim „Sonntagsfrühstück“ vorbereitet. Die Rolle der Schüler wird geklärt. Alle helfen bei den Vorbereitungen am Sonntagmorgen. Aber:  Wer möchte vielleicht zu Hause zusätzlich  einen Kuchen backen? Wer will bei Tisch bedienen? Wer kann einfach „nur“  Gast sein und mit den anderen Gästen am Tisch sprechen? Da die Schüler der Staatlichen Realschule Lauf sogenannten „Profilklassen“ zugeordnet sind, ergibt sich evtl. für einige Schüler die Möglichkeit z.B. musikalisch beim Sonntagsfrühstück einen besonderen Akzent zu setzen. Auch die Lehrkraft selbst hat beim diakonischen Aktionstag eine aktive Rolle. Sie ist entweder im Service tätig oder Gast mitten unter den anderen Gästen. In der auf den Aktionstag folgenden Religionsstunde reflektiert sie mit den Schülern das Erlebte. Wie ging es den Gastgebern? Wie den Gästen? Welche Reaktionen gab es? Was war schwer? Was leicht? Was war überraschend und was war ganz anders als ursprünglich vermutet? Dadurch, dass die Schüler konkret bei der Vorbereitung des "Sonntagsfrühstücks" den Ehrenamtlichen helfen und mit den Gästen sprechen, werden sie in ihrer Kontakt- und Kooperationsfähigkeit und in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt. Mit Tagebucheinträgen, Plakaten und Collagen dokumentieren sie die Aktivitäten. Dann  entscheiden sich die Schüler, wen sie als Experten zum Thema „Armut in unserer Stadt“ in den Religionsunterricht einladen wollen. Warum nicht den Bürgermeister selbst einladen?  Ihm zeigen die Schüler ihre Collagen und Plakate und lesen aus den Tagebucheinträgen vor. Sie fragen ihn, wie arme Menschen besser am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Aus der konkreten Begegnung bei Tisch mit den Gästen des "Laufer Sonntagsfrühstücks" werden dann Jesu Mahlfeiern und Tischgemeinschaften aus dem Neuen Testament in weiteren Unterrichtseinheiten näher unter die Lupe genommen werden. Auf Grund des eigenen emotionalen Erlebens gelingt es möglicherweise, dass die Schüler selber Parallelen und Unterschiede zwischen den diakonischen Zeichenhandlungen Jesu, dem „Sonntagsfrühstück“ der Kirchengemeinde Lauf und der Ausgabe von Lebensmitteln bei der „Tafel“ erkennen.

Eine weitere Gruppe von Lehrkräften plante während der Fortbildung einen Begegnungsnachmittag zwischen Schülern aus der 8. Jahrgangsstufe und Senioren. Über 40 Lernorte von <link http: www.diakonisches-lernen.de>www.diakonisches-lernen.de sind in diesem Bereich angesiedelt. Die Zielsetzung der Begegnung lautet so: „Zwei unterschiedliche Generationen sollen zusammenkommen. Die Schüler lernen Toleranz und bauen ihre Hemmschwelle zum Kontakt gegenüber älteren oder pflegebedürftigen Menschen ab. Sie übernehmen Verantwortung, lernen Gespräche zu führen und erfahren Berufsorientierung.“

Nachdem die Lehrkraft die nötigen Kontakte hergestellt hat, übernehmen die Schüler wichtige Aufgaben im Vorfeld für die Planung und Durchführung des „Spielenachmittags zwischen Jung und Alt“. Im Umfeld ihrer eigenen Familie informieren sie sich über Spiele, die früher „in“ waren. Evtl. ist jemand von den Großeltern der Schüler sogar selbst bereit, in die Schule zu kommen und Spiele oder Spielzeuge von früher mitzubringen. Zwei Schüler machen sich mit der Lehrkraft über die räumlichen Gegebenheiten des Ortes, an dem der Spielenachmittag stattfindet, ein Bild. Zur Begegnung mit den Senioren backen Schüler auf freiwilliger Basis zu Hause Kuchen und bringen diese zum Begrüßungskaffee in das Seniorenheim oder das Seniorenzentrum oder das Mehrgenerationenhaus mit. Die Schüler leiten die Spielerunden selbständig, sie erklären die Regeln, spielen selber mit und küren die „Sieger“. Ein Schüler ist mit Fotografieren beschäftigt. Später entstehen Plakate, die den Aktionstag im Schulhaus dokumentieren. Die Presse wird zum Spielenachmitttag eingeladen. Teile des Presseberichtes und eigene Schüleräußerungen aus der anschließenden Reflexion im Religionsunterricht können dann für den Jahresbericht der Schule verwendet werden.

Die Lehrkraft setzt ihren Schwerpunkt v.a. beim Erstkontakt mit der diakonischen Einrichtung und der Reflexion des Spielenachmittags mit den Schülern. Sie kommuniziert die Zielsetzung der Aktion im Kreis des Kollegiums und informiert die Eltern. In der didaktisch angeleiteten Reflexion, die dem Spielenachmittag zwingend folgen muss, gibt die Lehrkraft den Schülern folgende Impulse: Was war ganz anders als erwartet? Was hat dich überrascht? Was hat dir gefallen? Was hat dir nicht gefallen? Wie hast du dich selbst erlebt? Würdest du anderen Schülern eine ähnliche Erfahrung wünschen? Was könnte man beim nächsten Mal besser machen?  

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