"Vorher dachte ich, dass man es irgendwie merkt!" Lernerfahrungen von Schülerinnen mit psychisch kranken Menschen in Regensburg

Lena und Maya mit dem Zertifikat des Netzwerks Diakonisches Lernen. Foto: Michael Scheiner, Diakonie Regensburg, April 2020

Diakonisches Praktikum/Compassionprojekt baut Voreingenommenheit von Schülern gegenüber psychisch kranken Menschen ab. Tageszentrum Café Insel und das Johann-Hinrich-Wichern Haus der Diakonie Regensburg ermöglichen intensive Lernerfahrungen von Schülern und eine Auseinandersetzung mit der sozialen Arbeit der evangelischen Kirche.

Regensburg. Vor ihrem Praktikum haben Lena Baumgartner und Maya Klien die Diakonie nicht gekannt. Eine Woche im Tageszentrum Cafe Insel aber hat genügt, den beiden Schülerinnen vom Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG) einen Einblick in die Arbeit mit psychisch kranken Menschen, einem Schwerpunkt diakonischer Arbeit in Regensburg, zu geben. Nachdem er erste Tag wegen Sturm Sabine ausgefallen war, waren die Zehntklässlerinnen bei den ersten Begegnungen noch zurückhaltend: „Wir wussten nicht ob wir jemand stören“, meinte Klien und Baumgartner ergänzt: „Versucht haben wir es schon mit Leuten zu reden und bei einigen haben wir es auch geschafft“. Viele Besucher seien aber eher distanziert, „die kannten uns ja nicht“, und bräuchten „etwas mehr Zeit“.

„Echt cool“ fanden die Schülerinnen das breite Gruppenangebot „wo jeder mitmachen kann – völlig freiwillig“. Von Englisch über Basteln bis Chi Gong waren sie täglich an anderen Angeboten beteiligt und erlebten so die Woche insgesamt als „vielfältig und spannend“. Als berufliches Ziel sehen beide die soziale Arbeit dennoch nicht. „Ich würde zu sehr mitfühlen“, meinte Baumgartner, „und wäre deshalb nicht professionell genug“. Deutlich verändert hat sich ihr Bild von Betroffenen. „Vorher dachte ich, dass man es irgendwie merkt“, beschreibt Klien ihre Sichtweise, tatsächlich aber sei ihnen „in der entspannten Atmosphäre vom Cafe Insel“ nichts aufgefallen, fügt Baumgartner hinzu, was die Menschen hier von anderen unterscheiden würde.

Einige „Vorurteile abgelegt“ haben auch drei Mitschüler des AMG, die ihr Compassionpraktikum im sozialtherapeutischen Wohnheim Johann-Hinrich-Wichern-Haus geleistet haben. „Aus Filmen und so“, beschreibt Timo Sturm, habe man gedacht, psychisch kranke Menschen seien „aggressiv und gefährlich“. Tatsächlich hätten sie „hier das komplette Gegenteil“ erlebt, korrigiert Moritz Hastreiter die Voreingenommenheit. Neugierig auf die Menschen und ihre Geschichte ist Anselm Schmack. Nach einem Gespräch mit zwei Bewohnern hätte der Schüler „gern auch von anderen erfahren, wie sie in die Situation gekommen und krank geworden sind“.

Michael Scheiner, Diakonie Regensburg im April 2020

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