Diakonischer Aktionstag am Schmuttertal-Gymnasium Diedorf mit anspruchsvollen Herausforderungen für Siebtklässler

Fotos: Dr. Dorner

Die Anforderungen, die sich die Schüler und Schülerinnen aus dem 7. Jahrgang Evangelische Religion am Schmuttertal-Gymnasium Diedorf bei ihrem diakonischen Aktionstag am 30.06.2022 mit dem Diakonischen Werk Augsburg selbst erarbeiteten, waren durchaus anspruchsvoll. Sie lauteten: Wir kochen ein 3-Gänge-Menü mit Strafentlassenen, wir fördern Fünft- und Sechstklässler einer Mittelschule, die nur geringe Deutschkenntnisse haben, wir werden mit Kindergartenkindern einer schulvorbereitenden Einrichtung kreativ. Aber auch diese Ziele steckten sich Schülergruppen und bereiteten sich in mehreren Unterrichtsstunden darauf vor: Wir lernen durch Interaktion Bewohner einer Senioreneinrichtung kennen. Und auch das: Wir machen gemeinsam Sport mit Besuchern einer Tagesstätte für Menschen mit einer psychischen Erkrankung.

Haben die Schülerinnen und Schüler ihre Ziele erreicht? Und: Inwiefern waren die Begegnungen auch wiederum ganz anders, als im Vorfeld von ihnen erwartet oder befürchtet? So viel steht fest: Gegen 13:00 Uhr standen im Seminarraum des Diakonischen Werkes Augsburg ein dampfender Nudelauflauf, ein bunter Salat mit Dressing und ein zartschmelzender Schokokuchen auf dem Tisch. Das gemischte Kochteam aus Bewohnern des Bodelschwingh-Hauses und drei Schülern überzeugten alle weiteren Klassenkameraden, dazu die beiden kirchlichen Sozialarbeiterinnen Nicole Hegner und Ines Güther und ihren Religionslehrer Dr. Martin Dorner von der Qualität ihrer Kochkünste. Sie haben sich mindestens zwei Michelinsterne** erkocht. Einen für den Geschmack und einen für die gelungene Teamarbeit! Von den Bewohnern des Bodelschwingh-Hauses war beim Mittagessen zu hören, dass die Schüler im Laufe des Vormittags zunehmend lockerer wurden und sich die Gespräche in der Küche auch um die Notwendigkeit von Wohnraum und Unterstützung für Strafentlassene drehten.

Auch die vier Schüler, die in der Heilpädagogischen Tagesstätte gemeinsam mit Kindergartenkindern z.B. Kieselsteine in bunte Kakteen verwandelten, saßen um 13:00 Uhr mit glücklichen Gesichtern am Tisch, um von ihren Erlebnissen und Aktivitäten mit den Kindern zu erzählen. Das Fünferteam aus dem Seniorenheim Hofgarten-Carrée kam dagegen mit gemischten Gefühlen zur Reflexion des Erlebten zurück. Sie erkannten im Seniorenheim z.B., dass Pflege in Deutschland oft nur deshalb noch funktioniert, weil glücklicherweise viele Zuwanderer in diesem Bereich arbeiten. Sie erkannten auch, dass nicht alle Senioren Lust auf die von den Schülern mitgebrachten Spiele und Kreativideen hatten. Doch viele Ideen der Schüler ließen sich wiederum auch in die Tat umsetzen und die Seniorinnen, die z.B. beim UNO mitspielten und gemeinsam mit den Schülern kleine Tierfiguren kneteten, hatten ihren Spaß.

Von einer anderen schulischen und sozialen Realität, als sie es am Schmuttertal-Gymnasium gewohnt sind, erzählte darauf die Fünfergruppe, die den Vormittag mit 23 Schülerinnen und Schülern an der   St. Georg-Mittelschule verbrachte. Die eigene Schule, so das Empfinden, wirke im Vergleich zur Mittelschule in Augsburg wie eine Art Oase. Das Schülerteam musste sich das Vertrauen der 11- bis 13-jährigen Kinder zuerst erarbeiten, aber dann, so sagten sie, waren alle Kinder von altbekannten Spielen, wie z.B. „Feuer-Wasser-Luft“, begeistert. Die Sorge aus dem Vorfeld, dass niemand mitmacht, löste sich zunehmend in Luft auf.

Nun fehlt nur noch die Resonanz der letzten Gruppe. Wegen Krankheit zweier Schüler schmolz diese „Gruppe“ auf nur einen einzigen Schüler und die Religionslehrkraft zusammen. Aber gemeinsam mit Gästen der Tagesstätte für psychische Gesundheit im Textilviertel „nordicwalkte“ man zum Lechkanal und etwa 10 Gäste lauschten darauf im Speisesaal der diakonischen Einrichtung den Klavierklängen des Schülers und zwei kleinen Erzählungen. Die Musik öffnete den Weg zu Gesprächen mit den Gästen. Ein Gast beschreibt den Wert der Tagesstätte so: „Sie ist für mich die Arche. Wenn ich in einer schwierigen psychischen Phase bin, dann käme ich ohne meine Aufgaben in der Tagesstätte sonst nicht aus dem Bett. Ich würde dann nur in den Fernseher schauen, so aber ziehe ich mich an, komme hierher und leiste z.B. in der Kreativwerkstatt das, was ich gerade leisten kann und kann mich so auch um meine beiden Kinder kümmern.“

Fazit: Die Schüler und Schülerinnen aus dem Religionsunterricht haben eine andere Seite Augsburgs kennengelernt. Sie haben Kinder und Erwachsene kennengelernt, die viele Fähigkeiten haben, die aber auch vor großen Herausforderungen stehen. Sie haben Mut, Herz und Nächstenliebe gezeigt und sind für ihre Offenheit belohnt worden. Sie haben durch Begegnungen und die Unterstützung von Nicole Hegner, Ines Güther und den Fachkräften an den diakonischen Lernorten etwas gelernt, was so allein im Klassenzimmer nicht möglich gewesen wäre.  

01/07/2022     Dr. Martin Dorner

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